Seborrhoea Sicca #2: Reinigung Teil 1 – Produktkriterien
Die Reinigung ist der erste Schritt in der morgendlichen Hautpflege. Daher erkläre ich euch heute den Schritt der Reinigung innerhalb meines Baukastenprinzips. Da mein Beitrag sehr lang ist, habe ich ihn in zwei Postings aufgesplittet!

Um die Haut von Talg, Abbauprodukten und Schmutz zu befreien, sollte sie täglich gereinigt werden – möglichst mild und schonend, ohne die Haut zu reizen. Dazu eignen sich tensidfreie Reinigungscremes, Reinigungsmilchen oder Reinigungslotionen auf Basis von Pflanzenölen. Diese Produkte werden auf die trockene oder feuchte Haut aufgetragen (Packungsanweisung lesen!), leicht einmassiert und anschließend mit Wasser abgewaschen. Danach kann man die Haut mit einem frischen Handtuch sanft trockentupfen, oder man tupft mit den Händen vorsichtig das Gesicht ab und die Hände am Handtuch. Die Haut sollte direkt nach der Reinigung nicht spannen!


Positive Kriterien bei der Produktauswahl:

* "Reinigungscreme" oder "Reinigungsmilch" im Produktnamen
Greift im Regal zu Produkten, die sich "Reinigungscreme" oder "Reinigungsmilch" nennen. Steht zusätzlich noch drauf, dass sie rückfettend oder tensidfrei sind, lohnt sich eine weitere Betrachtung auf jeden Fall.

* gute INCI Liste
Stehen vorne in der Inhaltsstoffliste Rohstoffe wie Mandelöl, Olivenöl, Sheabutter oder ähnliche hochwertige Öle, Hydrolate oder Aloe Vera? Versteht ihr, was ihr lest? Gut!

* Allergien und persönliche Vorlieben
Sind in der vollständigen Deklaration der Inhaltsstoffe keine Sachen gelistet, die ihr nicht vertragt oder auf die ihr sogar allergisch reagiert? Treffen die Rohstoffe eure Vorlieben was eure Haut bisher gut vertragen hat? Gut!

* Siegel
Ist das Produkt mit einem Siegel von Demeter, ICADA, BDIH, Natrue oder Ecocert versehen? Gut!

* Preis und Nachkauf
Seid ihr bereit, den Preis für dieses Produkt zu bezahlen? Und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder? Falls die Reinigung euch in der Anwendung zusagt, sollte ein Nachkauf nicht am hohen Preis scheitern. Liegt das Produkt im Budget? Gut!


Negative Kriterien bei der Produktauswahl:

* Produkte mit Tensiden bzw. Mizellenlotionen
Tenside und Mizellenlotionen entfetten die Haut bei der Reinigung sehr stark. Besser ist es, ein cremiges Produkt auf der Haut aufzuemulgieren. Dabei verbinden sich Schmutz, Talg und Schweiß mit der Emulsion. Das Gemisch lässt sich abwaschen, ohne die Haut komplett zu entfetten.

* Produkte, bei denen Duftstoffe (Duft, Parfum, Aroma) vorne in der INCI-Liste stehen
Duftstoffe aus ätherischen Ölen können die Haut reizen oder bereits gereizte Haut weiter irritieren. Hier sollte man aus dem Kreislauf ausbrechen und Produkte verwenden, die möglichst wenig Reizpotential besitzen. Es gibt natürlich auch ätherische Öle, die helfen, die Haut im Gleichgewicht zu halten. Solche ätherischen Öle sind dann meistens positiv auf dem Produkt beworben und werden namentlich in der Inhaltsstoffliste aufgeführt. Werden die ÄÖs nur des Duftes wegen zugegeben, tauchen sie in der Liste als Duft, Parfum oder Aroma auf, und weiter hinten in der Liste sind die allergenen Bestandteile gelistet (wie Geraniol, Citronellol, etc.). Kritisch ist ein Produkt auf jeden Fall zu betrachten, wenn der Duft vor anderen beworbenen Wirkstoffen (Arganöl, Sheabutter, Rosenkernöl, …) auftaucht – denn das bedeutet, dass verhältnismäßig viel Duft und wenig hochwertige Wirkstoffe verwendet wurden. Produkte ohne Duftstoffe sind außerdem homöopathieverträglich.

* Produkte, deren erste vier Inhaltsstoffe aus Wasser, Alkohol, Glycerin und Sonnenblumenöl bzw. Sojaöl bestehen
Günstige Drogerieprodukte bestehen großenteils aus günstigen Inhaltsstoffen. In den meisten Fällen sitzen diese vier Inhaltsstoffe auf sechs der vorderen Plätze: Wasser, Alkohol, Glycerin, Sonnenblumenöl oder Sojaöl. Dazu kommt meistens noch ein Emulgator (oft Cetyl Alkohol und/oder Cetearyl Alkohol).
Alkohol trocknet die Haut aus. Wenn man die Wahl hat zwischen einem Produkt mit Alkohol und einem Produkt ohne, dann sollte man das Produkt ohne Alkohol vorziehen.
Ebenso verhält es sich mit Glycerin. Dieser Stoff ist hygroskopisch, er bindet also Wasser sehr gut. Das bedeutet aber auch, dass er Wasser anzieht. Im Sommer, wenn die Luft feuchter ist und wir oft draußen sind, stellt Glycerin oftmals kein Problem dar. Aber im Winter, bei trockener Heizungsluft drinnen und schneidend kalter, trockener Luft draußen, schon. Denn dann steht dem Glycerin keine Feuchtigkeit von außen zur Verfügung, die es sich greifen kann, um sie an sich zu binden. In diesem Fall entzieht das Glycerin, das oben auf der Haut ist, den tieferen Hautschichten die Feuchtigkeit. Um zwischen Winter und Sommer keine Umstellung in den Produkten machen zu müssen ist es also sinnvoll, gleich auf Glycerin zu verzichten.
Sonnenblumenöl und Sojaöl sind keine per se schlechten Inhaltsstoffe. Wenn jedoch schon die Basis eines Produkts auf billigen Inhaltsstoffen aufbaut, sollte man sehr kritisch sein, was sonst noch so drin steckt. Selbst hochwertige Inhaltsstoffe auf den hinteren Plätzen können minderwertigere auf den vorderen nur schlecht ausgleichen.

* Produkte, die nicht zertifiziert sind (durch z.B. Demeter, ICADA, BDIH, Natrue, Ecocert, …)
In vielen Produkten im Naturkosmetikbereich sind gute Wirk- und Inhaltsstoffe enthalten. Auch einzelne Bestandteile, vor allem Extrakte, werden in Bioqualität verwendet. Aber das oft nur in geringem Anteil oder deshalb, weil man dann z.B. mit "Bio" auf der Vorderseite werben kann. Zudem verwenden einige Hersteller Stoffe, die nicht für eines der Siegel zugelassen sind (Urea, Panthenol, …), und können daher ein solches Produkt nicht zertifizieren lassen. Außerdem sollte man bei wirklich jedem Produkt genau nach dem Siegel schauen, denn nicht immer sind auch wirklich alle Produkte einer Serie oder eines Herstellers zertifiziert. Oder es wird ein Siegel vergeben, das nicht aussagekräftig über die Inhaltsstoffe ist (zum Beispiel, wenn eine Karton-Umverpackung aus Papier aus nachhaltig bewirtschaftetem Wald hergestellt wurde). Wenn man einen Mindeststandard der Inhaltsstoffe in seinem Produkt haben möchte, richtet man sich am einfachsten nach den Siegeln von ICADA, BDIH, Natrue oder Ecocert.
(Wenn man erst mal geübt darin ist, INCI Listen zu lesen, kann man auch echte nicht-zertifizierte Naturkosmetik erkennen. Aber ich möchte hier ja einen Überblick geben, wie man am besten in die Thematik einsteigen kann!)

* Produkte mit Peelingkörpern (gemahlene Mandeln, gemahlene Aprikosenkerne, Jojobaperlen, …)
Alles, was schrubbelt, reizt die Haut. So lange man entzündete Hautpartien oder offene Pickel hat, sollte man auf jeden Fall auf mechanische Peelings verzichten. Auch dann, wenn die Haut sich verbessert, ist ein Enzympeeling die bessere Wahl.


Hier geht es zum zweiten Post meines Beitrags zur Reinigung:
Seborrhoea Sicca #3: Reinigung Teil 2 – Produktvorschläge

Mein Naturkosmetikbaukasten für Reinigung und Pflege von trockener Fetthaut:
A – Abschminken
B – Reinigen (Teil 1 | Teil 2)
C – Klären und Tonisieren
D – evtl. Serum und Spezialpflege
E1 – Pflegen
E2 – Pflegen (evtl. mit AHA / BHA)
F – Extrapflege für spezielle Hautpartien
G – Sonnenschutz
H – Enzympeeling
I – Ölmassage
J – Maske
K – Packung
Dekorative Kosmetik

Die Schritte morgens, täglich: B, C, D, E1, F, G
Die Schritte abends, täglich: A, B, C, D, E2, F
Wöchentliche Pflegeschritte: E2 oder H, I, J, K


Der Artikel spiegelt meine persönliche Meinung wieder. Mir wurden weder Produkte zur Verfügung gestellt noch andere geldwerte Leistungen oder Zahlungen entgegengebracht. Ich übernehme keine Verantwortung dafür, wenn Produkte bei euch nicht den gewünschten Erfolg bringen.


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