Bloggeplauder #2
In den letzten Tagen habe ich mich etwas bemitleidet: "Die anderen Blogger waren alle auf der on beauty, blos ich nicht! Die haben sich untereinander kennen gelernt, voll viele neue Produkte gesehen, sich mit den Machern hinter den Firmen unterhalten und hatten total das Messe-Feeling. Wie gemein!"
Dann habe ich mir eingestanden, dass das natürlich Quatsch ist. Dass ich neidisch bin.
Wenn man mit der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber angefangen hat, sollte man weitermachen.
Frage: Habe ich einen Messebesuch überhaupt verdient?
- Ja: ich blogge schön regelmäßig, gebe meine Meinung von mir , stelle Produkte vor, gebe Tipps und Anwendungshinweise, na klar habe ich (mir) einen weiteren Messebesuch verdient!
- Nein: wenn ich das nächste Mal eine Messe besuche, möchte ich nicht mehr die zurückhaltende Bloggerin sein, die nicht weiß, wo sie hingehört, was sie wert ist.
Da kommen wir der Krux näher.
Wenn man von einer Firma Produkte zur Verfügung gestellt bekommt, dann ist das eine Art der Wertschätzung. Die Firma sieht, dass der Blog gelesen wird, dass sich Leser mit Kommentaren beteiligen. Ein Produkt zu sponsoren tut der Firma nicht weh, sie bekommt dafür ja PR für das Produkt. Bekommt man als Blogger jedoch nur Pröbchen (Trial Sizes, Single-Use-Units, Sachets, Proben halt …) , dann fühlt es sich so an, als sei man nicht mal eine Vollgröße wert. Doch bin ich als Blogger nicht viel mehr Wert als der Gegenwert (Preis) eines Fullsize-Produkts? Mache ich mich nicht selber klein, wenn ich so denke?
Und: gehe ich zu einer Messe, um Produkte abzustauben? Oder bin ich dort, um mich zu informieren, Kontakte zu knüpfen, Menschen zu treffen die mit mir auf einer grünen Wellenlänge liegen? Ich würde sagen, beides; ja, ehrlicherweise muss ich sogar sagen: Beides! Wenn ich noch tiefer in mich gehe schlußfolgere ich, dass dies die falsche Motivation ist.
Was passiert mit den Sachen, die man bekommt? Man verwendet sie oder sie stehen rum und verstauben. Doch eigentlich hat man sie als Blogger bekommen, um darüber zu bloggen. Oder? Blogge ich also darüber, was ich bekommen habe? Nein, denn das wären Vorschußlorbeeren und es könnte andere auf mich neidisch machen (oder sie belächeln mich, weil ich so wenig bekommen habe.) Blogge ich über die Sachen, wenn ich sie gut finde? Nein, das kann ich auch nicht machen, denn dann sieht es so aus, als würde ich alles über den grünen Klee loben. Also über schlechte Sachen bloggen und vernichtende Urteile online stellen? Dann lieben mich die Leser und die Firmen überlegen es sich zweimal, ob ich jemals wieder etwas von ihnen höre.
Falls ich blogge, wie stelle ich dar, woher die Sachen sind? Ein verschämtes * wurde mir kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt am Ende eines Beitrags oder ein als mich die Firma angeschrieben hat, habe ich freudig zugestimmt, danke für das Produkt? Beides bin nicht ich. Ich bettele nicht, ich schmarotze nicht, ich habe es nicht nötig, mir Sachen zuschicken zu lassen, weil ich mir den Kauf nicht leisten kann. Vielleicht will ich mir den Kauf nicht leisten, weil mich das Produkt gar nicht so sehr anspricht? Und was ist mit dem Nachkauf: ja, aber ich habe noch soo viele andere Sachen zu testen, später vielleicht? Das ist oft tatsächlich der Fall, also dass da noch andere Produkte aufgbraucht werden wollen. Jedes Produkt sollte seine Wertschätzung erfahren. Wenn nicht von mir, dann von jemand anderem. Wenn nicht von mir, dann besser von jemand anderem! Egal, ob darüber gebloggt wird, oder nicht; es sind schließlich Rohstoffe, die von Menschen zu diesem Produkt verarbeitet wurden, und da wir hier von Naturkosmetik reden, sollte das von Bedeutung sein.
Wenn ich doch über ein Produkt berichte, egal ob geschenkt oder selbst gekauft, wie kann ich objektiv und subjektiv vermitteln, was das Produkt für mich ausmacht? Eine Rezeptur kann wunderbar sein aber nicht zu meiner Haut passen. Wie beschreibt man das? Oft hört sich das an, als wollte man nichts negatives über ein Produkt schreiben.
Transparenz muss also her! Transparenz für die Firmen, damit sie wissen, dass ich ihr Produkt nicht auf einer Internetplattform vertickt habe. Transparenz für die Leser, damit sie wissen, aus welchem Grund und mit welchem Ziel ich das Produkt bekommen und getestet habe. Transparenz in der Beschreibung, damit nachvollziehbar bleibt, was geschehen ist. Transparenz für Vergleichbarkeit, also dass gleiche Kriterien zur Erstellung des Blogposts zu Grunde gelegt wurden.
Als Blogger braucht man den Mut, sich selbst in der Informations- und Beautywelt zu orten. Damit man weiß, wo man steht, erkennen kann, wo man hin will, um den nächsten Schritt in die richtige Richtung zu machen.
Für mich ist der nächste Schritt, dass ich ganz aktiv die Produkte 'verarbeiten' werde, die ich auf der Vivaness bekommen habe. Ich will authentisch bleiben, was auch bedeutet, mich mit all den Fragestellungen auseinander zu setzen und die Erkenntnisse hier in den Blog einfließen zu lassen. Ich weiß nicht, in welcher Art und Weise ich die Vivaness aufarbeiten werde, aber im Rückblick werde ich wissen, was ich bei der nächsten Messe darstellen will, wie ich gesehen werden will – damit das äußere Bild, mein Handeln, mit dem inneren Bild, meinem Denken, übereinstimmt. Den Anfang macht demnächst ein Blogbeitrag, bei dem ich mich euch ein klein wenig vorstelle. Mit Foto. Denn das, was ich hier veröffentliche, ist ein Teil von mir, und ihr solltet in Zukunft ein Gesicht zu meinen Texten haben.
Lasst mich gerne wissen, wie ihr über die Problematik von Produktmustern, Transparenz, Authentizität und so weiter denkt. Wie stellt ihr euch das im Idealfall vor?
Ein schöner, ehrlicher Beitrag!
Natürlich freue ich mich sehr, wenn ich Aufmerksamkeit von Firmen bekomme (was zugegeben noch nicht sonderlich oft vorkam): Gerne möchte ich neue Produkte kennenlernen, die ich vielleicht vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatte, oder die ich mich bisher vielleicht noch nicht getraut habe zu kaufen. Dennoch ist mir auch wichtig, dass mein Blog nicht zu einer gesponsorten Werbeplattform verkommt – Werbung mache ich ja ohnehin schon, freiwillig sogar. Denn jeder positive Blogbeitrag über ein Produkt ist nun einmal Werbung. Besonders wichtig ist mir daher, dass vor einer Kooperation oder Bemusterung eine Kontaktaufnahme steht – das ist für beide Seiten von Vorteil. Ich erhalte so keine unnützen Produkte, bei denen ich von vorneherein weiß, dass ich sie nicht benutzen kann oder möchte bzw. nicht vorstellen möchte. Das jeweilige Unternehmen spart im Gegenzug dann natürlich Kosten und Ressourcen.
Es gibt aber auch Tage, an denen ich "traurig" bin, dass mein Blog offenbar nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die ich mir wünsche – auch bezüglich der Leser. Aber in solchen Momenten muss ich mir dann immer wieder vor Augen führen, dass ich an erster Stelle blogge, weil es mir Spaß macht. Solange dies gegeben ist, sollte alles andere zweitrangig sein.
Bin schon gespannt aufs Foto, brauche auch noch eins, vergesse es aber immer wieder, da ich extra eins machen möchte...
Das ist ein guter Merksatz: bloggen, weil es Spaß macht. Wenn der Spaß weg ist, oder etwas anderes als Spaß zu sehr in den Vordergrund rückt, sollte man sich überdenken.
Ich finde die Lösung bei Innen und Außen und auch bei Blush Affair ganz ausgezeichnet. Im letzteren Blog war diese Sponsoringsache auch mal Thema und ich kann das gut nachvollziehen : es geht ja ganz richtig auch um Glaubwürdigkeit und Integrität - umgekehrt habe ich nämlich auch mal gelesen, dass eine Firma Fotos einer Bloggerin ungefragterweise verwendet hat und dachte, mit ein paar kostenlosen Produkten sei die Sache erledigt.
Hach ja, ich war auch auf der letzten Vivaness - zum ersten Mal auf einer Beauty-Messe überhaupt- und habe mich ehrlich gesagt sehr verloren gefühlt...Irgendwie hatte ich im Vorfeld auch nicht mitbekommen, ob, wann und wo sich die anderen Blogger-Damen treffen (die Tatsache dass ich weder Instagram noch Twitter habe und auch bei Facebook nicht sonderlich aktiv bin, hat wohl seinen Teil dazu beigetragen) und so stand ich allein auf Feld und Flur und hatte auch noch das Pech an dem ersten Stand, an dem ich mich getraut hatte, zu erwähnen, dass ich Bloggerin bin, nicht gerade höflich behandelt worden zu sein (nein, ich nenne keine Namen ;)). Ich habe mich dann gar nicht mehr richtig öffnen können und dementsprechend kaum Gespräche auf der Vivaness geführt, was eigentlich sehr schade ist, da ich ein sehr kommunikativer und neugieriger Mensch bin. Ich habe mich dann letztlich auf der ebenfalls stattfindenden Biofach-Messe herumgetrieben und spannende Bio-Lebensmittel kennen gelernt, probiert und entdeckt- und die Leute waren so viel entspannter- Liebe scheint wohl doch manchmal durch den Magen zu gehen ;) Ich ertappe mich auch mehr und mehr dabei, dass mir das Posten von Rezepten mittlerweile genauso wenn nicht gar mehr Freude macht als das Posten von Kosmetik-Reviews und Co....
Das mit den gesponserten Produkten ist auch so eine Sache und eindeutig ein zweischneidiges Schwert. Es gibt Blogs, die sind mittlerweile meiner Meinung nach zu "Hochglanz-Werbekatalogen" mutiert, da gefühlt jeder Post gesponserte Produkte ins richtige Licht rückt. Mir fehlt jegliche Persönlichkeit, Individualität und die Ecken und Kanten, die einen Blog erst richtig liebens-und lesenswert machen. Zum Glück hält sich dieses "Phänomen" bei NK-Blogs noch sehr in Grenzen, worüber ich sehr froh bin, aber wer weiß, wie sich das Ganze noch entwickeln wird...
Liebe Grüße und eine schöne Wochenmitte :)
Das nächste Mal, wenn Vivaness ist, treffen wir uns dort. Und wegen Hochglanzwerbekatalog: ich möchte auch nicht zur Ausstellungsfläche werden. Meine Fotos sind weder superdupergut noch grottenschlecht, ich bemühe mich aber um Ehrlichkeit. Also verwende ich keine Herstellerfotos, sondern meine eigenen.
Rezepte sind gut, finde ich, eine ausgewogene Ernährung ist grundlegend für Schönheit, die von Innen kommt. Ich mag besonders Smoothierezepte, die animieren mich, selber wieder welche zu machen.
Es sind nicht nur die kostenlosen Produkte, es geht um die generelle 'Haltung', die ein Beautyblog hat. Manche Blogger sind glaubwürdig, andere nicht, durch die Art, was und wie sie bloggen. Glaubwürdigkeit, ja, die ist wichtig. Ich muss mir die Blogs in Bezug auf Muster mal genauer ansehen, wie sie es gelöst haben, damit umgehen. Danke für den Tipp!
Ich habe gar nicht so viel zeit und dein tolle Artikel bräuchte viel mehr ruhe um wirklich ausführlich bekommentariert (ist das Deutsch oder mal wieder ein Niederlandismus ?)zu werden, aber nur so viel: Natürlich hast du es verdient auf eine Messer zu gehen. Blogger stecken so viel zeit und arbeit und auch geld in einen messebesuch (so ein vivaness besuch war für mich eine woche frei nehmen von der arbeit, zugfahrt bezahlen, bed and breakfast bezahlen und und und) da haben sie wirklich verdient , wie übrigens jeder Mensch, auf einer Messer mit Respekt behandelt zu werden. Aber du hast recht, es hat viel mit Selbstsicherheit zu tun. Ich habe gemerkt, dass mir meine Erfahrung vom Arbeitsleben für die Messe viel gebracht hatte. Denn da werde ich ja auch mit Respekt behandelt. Ich hatte mich auch etwas chiquer angezogen (also nicht mir turnschuhen und schlabber kaputzenpulli) und mich gleich mit visitenkarte vorgestellt. Das klingt total übertrieben aber hat mir geholfen sicherer auf die anderen Menschen zu zu gehen und gleichzeit meinen Blog als etwas wertvolles zu präsentieren. Nicht im sinne von Leser anzahl, überhaupt nicht, aber als etwas das mir wertvoll ist. Genauso wertvoll wie dem gegenüber das Produkt ist in den sie viel Herzblut gesteckt haben. Also nächste Mal du selber bleiben, bei dir selber bleiben und dich auf den Austausch mit anderen freuen. Liefs, liv ....
Sich schick anziehen und sofort mit Visitenkarte vorstellen, um den Blog so wertvoll zu präsentieren, wie er für mich ist: das ist ein sehr, sehr guter Vorschlag. Ich denke, ich werde mich daran halten. Ich habe heute mittag einen wichtigen Termin, vor dem hatte ich eine tüchtige Portion Respekt, Magengrummeln und auch ein bischen Angst. Dein Posting hat es geschafft, ein bischen klarer zu sehen. Wenn ich selbst schon so stolz auf meinen Blog bin, wie kann ich nicht stolz auf mich selbst sein? Das gibt mir Selbstvertrauen zurück. Nicht nur für den Blog, sondern auch für das echte Leben. Danke!
Oh wie schön zu lesen, dass ich dir ein bisschen den Rücken stärken konnte! Ja, das Auftreten hat so viel mit dem eigenen Selbstbild zu tun. Self fulfilling prophecy eben. Aber es geht doch immer um Austausch und wenn sich das Gegenüber da nicht drauf einlässt , dann liegt das auch nicht unbedingt an uns. Ich hatte auf der vivaness teilweise ganz tolle Begegnungen und teilweise richtig doofe. Ich schlage jetzt einfach mal vor, das bei Letzteren die Chemie nicht stimmte ;)
Ich hoffe dein Termin lief gut!
Liefs liv